Dass der gute alte Trichter endgültig ausgedient hat, erlebten SuSI-Tutoren und Lernpaten, die sich im Rahmen einer Fortbildung am Samstag, dem 16.11. 2013. Tutoren mit den betreuenden Lehrkräften trafen, um gemeinsam über Voraussetzungen und Prozesse des Lernens nachzudenken und Erfahrungen aus der bisherigen Arbeit mit den Lerngruppen auszutauschen.
Eingebettet in einige grundlegende Hinweise zu Ergebnissen der Hirnforschung erhielten die „SuSIs“ und „Paules“ eine im Wortsinn farbenfrohe Einführung in die „Pädagoptik“ nach W. Endres; sie lernten verschiedene Zugänge zu einem Lernstoff kennen und konnten sie gleich im Selbstversuch erproben: durch die grüne Brille mit System, durch die blaue Brille mit Logik, durch die rote Brille mit Intuition und durch die grüne mit Phantasie.
Der Blick durch die grüne Brille der Systematik zeigte am Beispiel des „Mathe-Hirbel“ , dass manche Probleme nur systematisch gelöst werden können; gleichzeitig lesen und rechnen geht nicht, wir müssen eine Aufgabenstellung in ihre Bestandteile zerlegen und nacheinander bearbeiten, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Die blaue Brille der Logik schärfte den Blick für die Erkenntnis, dass ein solch systematischer Zugang über Analogien und Rechenstrategien zum Erfolg führt, auch wenn es sich um „gewaagte Logik“ handelt. Wer sich gedanklich ganz auf ein Problem einlässt, sich in die Aufgabenstellung hinein denkt und sie Schritt für Schritt erschließt, braucht keinen Trichter. Doch können und sollen logische Schlussfolgerungen durchaus mit gefühlsmäßig „gewussten“ Zusammenhängen, die sich unter anderem aus abgespeicherten Analogien ergeben, ergänzt werden. Die Analyse eines komplexen Satzes beispielsweise braucht beides – Logik und Sprachgefühl.
Zwei anschauliche Beispiele dafür bot der Blick durch die rote Brille der Intuition.
Ganz spontan wurden nach Herzenslust Perfektformen zu Phantasiewörtern gebildet – und siehe da, es wurde gestixt und gebampft, aber prekiert und stumpiert, ganz aus dem Bauch heraus richtig. Weil eben alles nur eine Frage der Ritoune ist, können wir fehlerhafte Wörter mühelos zurecht lesen, selbst in der Fremdsprache gelingt das intuitive Wahrnehmen. Auch wenn beim einen oder der anderen die Waffen der Systematik und der Logik etwas stumpf sind, der „Bauch“ weiß manchmal mehr als der Kopf.
Um das mit Systematik, Logik und Intuition Gelernte auch zu behalten, führte der Blick durch die gelbe Brille über witzige Eselsbrücken zu der Erkenntnis, dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind, wenn es um das Erfinden trickreicher Merkhilfen geht. Die Vielfalt der Merk-Würdigkeiten ist groß.
Unter diesem Aspekt wurden in den Fachgruppen Aufgaben und Übungen für Mathematik, Englisch, Französisch und Latein analysiert und Strategien besprochen, einzelnen Schülern effektiv und nachhaltig so zu helfen, dass sie langfristig selbständig arbeiten lernen – ganz ohne Nürnberger Trichter.