Eine Ausstellung im Max-Planck-Gymnasium klärt über Rechtsextremismus, die Verführungskünste der Neo-Nazis und die gefährlichen Folgen auf. Heidenheim ist dabei kein weißer Fleck auf der Landkarte.

Die Ausstellung selbst ist eher bescheiden. 16 Tafeln zeigen die Grundlagen unserer Demokratie, die Gesichter und Abgründe des Rechtsextremismus und auch die Grauzonen. Der Blick ist dabei auf die Situation in Baden-Württemberg gerichtet. Auch Heidenheim taucht auf einer der Landkarten auf. Drei Kreuze zeichnen den Tod der Jugendlichen Viktor, Aleksander und Waldemar vor dem damaligen K 2 als Tat eines Rechtsextremen aus. Interessant wird es, wenn man tiefer geht, so wie es die Schüler am MPG getan haben und so wie es bei der Ausstellungseröffnung am Montagabend geschah.

„Ich werde Sie mitnehmen in eine Welt, wie wir sie nicht wünschen“, sagte Ellen Esen im Foyer des MPG. Mehr als 100 Schüler und Gäste, darunter auch Kultusminister Andreas Stoch und Oberbürgermeister Bernhard Ilg, lauschen gespannt und erschüttert ihren Ausführungen. Die Politikwissenschaftlerin bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, die die Ausstellung erarbeitet hat, beschäftigt sich schon seit Jahren mit der rechten Szene und sagt von Heidenheim: „Ich kann nicht sagen, dass Sie hier nicht belastet sind.“ Die NPD sei hier in der Region sehr aktiv, warnt sie. Während bei den Grußworten des Kultusministers und des Oberbürgermeisters hier und da geflüstert wurde, ist es jetzt mucksmäuschenstill, als Esen ihre Bilder über die Leinwand laufen lässt.

Bilder von Springerstiefeln und Glatzen, so wie man sich den gemeinen Neo-Nazi eben vorstellt, zeigt sie und warnt gleichzeitig, dass das heute nicht mehr zutrifft. „Die sehen heute ganz bürgerlich aus mit Schlips und Anzug“, sagt sie und wirft gleichzeitig Bilder von führenden Neo-Nazis an die Wand. Gefährlich sei zudem, dass sich Linke und Rechte zum Verwechseln ähnlich sehen. Zum Beweis zeigt sie einen Punker, der rechter Funktionär ist.

Etwa 1800 Personen werden laut Esen vom Verfassungsschutz in Baden-Württemberg zum harten Kern der rechten Szene gerechnet, doch die Mehrheit organisiere sich anders, ist in Gruppierungen unterwegs. Die Instrumente der Jugendlichen scheinen die Rechtsextremisten besser zu beherrschen als die demokratischen Parteien. Die NPD Heidenheim zum Beispiel habe 1300 Facebook-Fans, die SPD und die CDU nur je 300.

Esen zeigt auch einige Gesichter aus der Region, wie zum Beispiel den Heidenheimer NPD-Landtagskandidaten Jens-Peter Riesner, aber auch den früheren Fanbeauftragten des VfR-Aalen, der NPD-Funktionär ist. In diesem Zusammenhang lobte sie ausdrücklich Heidenheim für das neu gestartete Fanprojekt, das vor allem junge Fans begleitet. „Man kann nicht früh genug damit anfangen.“

Zuletzt lenkte Esen das Augenmerk auf die Rolle der Frauen, denen man die rechte politische Gesinnung nicht zutraue. Doch leider seien immer mehr Frauen in der rechten Szene, schätzungsweise 20 Prozent. „Das heißt, die Szene stabilisiert sich“, so die Schlussfolgerung der Rednerin.

Bezug nahmen die Redner zur Flüchtlings-Situation, die Nährboden für zunehmenden Rechtsextremismus sein kann. Wie kann man etwas dagegen tun? Oberbürgermeister Ilg riet dazu, unsere Demokratie mit uns selbst zu bevölkern, durch junge Demokraten. „Wenn wir in großer Zahl an Wahlen teilnähmen, wenn wir die Arbeit in den Parteien nicht einigen wenigen Politikern überließen, sondern wenn wir Politiker als Agenten unseres gemeinsam ausgehandelten Willens beauftragten, dann bliebe der Rechtsextremismus eine Randerscheinung.“

Kultusminister Andreas Stoch hob hervor, dass die Ausstellung einlade, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren. Tatsächlich: Ethik-Schüler trugen Aussagen zu Flucht, Angst, und Fremdsein vor. Und einige MPG-Schüler des diesjährigen Abiturjahrgangs wurden einen Tag lang geschult und führen nun andere durch die Ausstellung.