…Gehört Europa zusammen oder triftet es immer weiter auseinander? Was davon ist Politik? Wir haben Frieden, wir haben Demokratie, wir haben uns daran gewöhnt, sehen diese Werte als selbstverständlich an. Eine aktuelle Studie hat überraschende, unerwartete Zahlen offenbart. Nur etwas über 50% der jungen Deutschen empfinden die Demokratie als die richtige Staatsform. Mit diesem Wissen und der Absicht, dass vor allem die Jugend über die Vorteile der Demokratie und über die Vorteile Europas Bescheid wissen muss, besuchte uns der Heidenheimer SPD-Landtagsabgeordnete und Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, Andreas Stoch, im Rahmen des EU-Schulprojekttages am Montag, den 22. Mai 2017, am Max-Planck Gymnasium.

Seine Intention lag vor allem darin, aus erster Hand zu informieren, sowohl über die Vergangenheit, als auch über Gegenwart und Zukunft der Europäischen Union. Denn erst bei Betrachtung der Vergangenheit versteht man die Wichtigkeit Europas für uns heute. Wie aus zwei Weltkriegen eine Friedensunion hervorgehen konnte und wie aus diesem Bündnis ein so mächtiges, aus souveränen Staaten bestehendes Europa entstanden ist. Die Europäische Union als politische Union, als wirtschaftliche Union und als Friedensunion, von der, und das wird Andreas Stoch nicht müde zu betonen, Deutschland ungemein profitiere. Doch muss auch bedacht werden, dass, wenn es einen Gewinner gebe, auch ein Verlierer sei. Diese Schattenseite, von der wir hier in Deutschland kaum etwas spüren, ist in Ländern wie Spanien mit einer Jugendarbeitslosigkeit von mehr als 40% sehr präsent. Aber nicht nur in Spanien, auch in Frankreich und Großbritannien mehren sich die europakritischen Stimmen drastisch. „Mit dem Finger auf Europa zeigen und sagen: Europa ist schuld.“ Das ist, was gerade in vielen europäischen Staaten passiere, laut Stoch allerdings weder wahr sei noch zu einer Lösung führe. Europa als „Sündenbock“, Europa als Grund allen Übels. Die großen Versprechungen, dass mit einer Rückkehr in den Nationalstaat alles besser würde, finden immer mehr Anhänger. Das Resultat: Brexit in Großbritannien, mehr als 35% wählen die rechtsradikale Front National in Frankreich. Blindlings folgen die Menschen in ihrer Unzufriedenheit einer Kampagne, basierend auf Fehlbehauptungen, so Stoch. Wichtig ist hierbei zu bedenken, dass die Mehrheit der Jugendlichen in Großbritannien nicht hinter Brexit stand, sondern lediglich nicht zur Abstimmung gegangen ist.

Stoch erwähnt auch, dass er noch am selben Tag nach Schottland fliege, um dort über die Eventualität einer Abspaltung von Großbritannien zu sprechen. Es darf einfach nicht zugelassen werden, dass so starke Anker wie Großbritannien der Europäischen Union wegbrechen und sich die Menschen abwenden.

Doch es gibt auch Hoffnung, davon ist Stoch überzeugt, denn es mehren sich nicht nur die europakritischen Stimmen, sondern auch die Zahl der Menschen, die für ein vereintes Europa demonstrieren. Das bestärkt auch ihn in seinem Handeln.

In der anschließenden Fragerunde beantwortete er ausführlich und mit viel Engagement alle unsere noch so heiklen Fragen, auch die, die weit über das Thema Europa selbst hinausgingen. Begonnen beim Thema Flüchtlinge, Verantwortung, Griechenland und Europa als „nichts Halbes und nichts Ganzes“, über Bildungspolitik, bis hin zur Diesel-Debatte und der Förderung öffentlicher Verkehrsmittel. Mit einer herzlichen Einladung an uns, einmal selbst nach Stuttgart in den Landtag zu kommen, beendete er seinen sehr informativen und überzeugenden Vortrag.

Das Max-Planck-Gymnasium bedankt sich recht herzlich bei Andreas Stoch MdL.