Um die deutsche Geschichte des Nationalsozialismus, mit welcher wir uns bereits eingehend im Geschichtsunterricht beschäftigt haben, vor Ort zu erfahren, sind wir mit fünf unserer Lehrer und der gesamten neunten Jahrgangsstufe in die KZ-Gedenkstätte nach Dachau gefahren. Diese Exkursion fand am 30.01.2020 statt. Das Datum ist bedeutend, da an diesem Tag im Jahre 1933 Hitler zum Reichskanzler von Deutschland ernannt wurde und somit seine «Machtergreifung» nicht mehr umkehrbar war.
Ab Beginn der zweieinhalbstündigen Führung war die Stimmung bedrückt und so auch das Wetter. Unsere Aufmerksamkeit galt ganz unserer Referentin, welche uns mit ihrem umfassenden Wissen half, uns in die damalige Situation und Zeit hineinzuversetzen.
Anfangs wurden wir über die über die Jahre höchst unterschiedliche Nutzung des Ortes und der Gebäude informiert. Nachdem es 1933 als eines der ersten Konzentrationslager errichtet wurde, bestand es als solches, bis die Gefangenen 1945 von der US-Armee befreit wurden. Nach dem Ende der Diktatur diente es neben der Stationierung von amerikanischen Truppen mit seinen Baracken später sogar als Flüchtlingsunterkunft. Schwerpunkte der Führung waren aber die Arbeits- und Lebensbedingungen, sowie die persönlichen Schicksale der Insassen. Dachau war während der NS-Diktatur das einzige Konzentrationslager, das über die ganzen zwölf Jahre hinweg in Betrieb war und wurde währenddessen zum grausamen «Vorbild» für die KZs des nationalsozialistischen Lagersystems. Dazu trug vor allem die «Lagerordnung» des zweiten Lagerkommandanten Theodor Eicke bei, die in anderen KZs übernommen wurde und in der genau aufgeführt ist, welche unmenschlichen und würdelosen Strafen für geringe «Vergehen» zu erwarten waren. Dazu gehörten stundenlanges Strafexerzieren, die Prügelstrafe, verschärfte Arreststrafen, Einzelhaft und weitere Foltermethoden wie das Pfahlhängen.
Schon bei der Ankunft in Dachau wurden die Menschen mit Demütigungen, Schmerzen und Beleidigungen konfrontiert. Sie wurden auf kleinstem Raum gehalten und mussten Hunger und Durst leiden. Diese Personen waren Regimegegner, politisch Andersdenkende und Juden, sowohl Kinder als auch Erwachsene. Die Worte, die ihnen nach der Ankunft beim Eintritt auf das Lagergelände begegneten, war die pure, sarkastische Provokation am Eingangstor „Arbeit macht frei“. Sie erhielten einheitliche, absichtlich zu klein oder zu groß ausgegebene Kleidung und wurden unterschiedlichen Schwerstarbeiten zugeteilt. Die Unterkünfte waren überfüllte, schlecht ausgestatte Baracken, der Tagesablauf streng kontrolliert und die Strafen bei kleinsten Fehlern ohne Würde, schmerzhaft und bedeuteten teilweise das Todesurteil. Es war für uns alle schockierend und unvorstellbar, wie eine Person wahllos über so viele Menschenleben bestimmen konnte. Die Aufseher hatte keine Strafe bei seinem wahllosen Quälen oder Töten zu befürchten und kontrollierte die Insassen. Zahlreiche verloren aber auch aufgrund von Erschöpfung, Hunger, Erkrankungen oder Selbstmord ihr Leben. Das Betrachten der Öfen und Betreten der Gaskammer, genannt „Brausedusche“, bedrückte uns aufgrund der dort geschehenen Morde am meisten.
Insgesamt war dieser Tag ein unvergesslicher und prägender Besuch eines so wichtigen Ortes in der Geschichte unseres Landes.