Am Sonntag, den 3. Juli 2022 besuchten Abiturientinnen und Abiturienten der KS2 (hauptsächlich aus dem Basiskurs Musik bei J. Kawohl) im Anschluss an ihre letzte Abiturprüfungswoche die Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ von Richard Wagner. Glücklicherweise meinte es das Wetter gut mit uns, sodass wir die Oper als Open-Air-Veranstaltung im frisch sanierten Rittersaal auf Schloss Hellenstein genießen konnten.

Die Oper „Tannhäuser“ unterteilt sich in drei Aufzüge und dauert etwa dreieinhalb Stunden. Inhaltlich wussten wir bereits, was uns in etwa erwarten würde. Eine so moderne Inszenierung des ersten Aufzugs in einem roten Motel mit leicht bekleideten Damen und Herren war im ersten Moment überraschend, passte aber gut zum Ort der Handlung, nämlich der Grotte der Liebesgöttin Venus. Die Motel-Aufschrift ROMA verwies einerseits auf die bevorstehende Pilgerreise nach Rom, andererseits – rückwärts gelesen als AMOR – auf die Liebeshöhle. Tannhäuser wurde als genervter Liebhaber im Adidas-Trainingsanzug dargestellt, der sich nach einer langen Zeit des Genusses nun nach der echten Welt mit ihrer schönen Natur zurücksehnt. Es gelingt ihm, in die Realität zurückzukehren, und er trifft bald auf seine alten Rittersfreunde von der Wartburg. Sein Ziel: Er möchte die schöne Elisabeth wiedersehen.

Im zweiten Akt folgte die Inszenierung des Sängerwettbewerbs um Elisabeths Herz in schicker Gesellschaft: Die Minnesänger trugen ihre Gedanken zur wahren Liebe vor und wurden immer wieder auf sehr derbe Art und Weise von Tannhäuser, diesmal im goldenen Adidas-Trainingsanzug, unterbrochen. Dessen immer wiederkehrende Gedanken an die Zeit in der Liebesgrotte wurden dadurch dargestellt, dass Venus und ihre Gefährtinnen und Gefährten mit LGBTQ-Flaggen auf der Publikumstribüne erschienen und versuchten, Tannhäuser wieder in ihren Bann zu ziehen. Elisabeth ist vom Verhalten Tannhäusers peinlich berührt und entsetzt, als sie schließlich erfährt, dass ihr Geliebter im Venusberg bereits die sinnliche Liebe erfahren hat. Tannhäuser wird aufgefordert, um Vergebung seiner Sünden beim Papst in Rom zu bitten und schließt sich einer Pilgergruppe an.

Im letzten Aufzug muss Elisabeth sehr lange auf Tannhäuser warten. Dem Minnesänger Wolfram von Eschenbach, der Elisabeth aus tiefstem Herzen liebt, gelingt es nicht, sie aufzumuntern. Tannhäuser kehrt nach Wolframs berühmter Arie „Oh du mein holder Abenstern“ als allerletzter Pilger aus Rom zurück. Elisabeth ist inzwischen für Tannhäuser gestorben. Nachdem Tannhäuser Wolfram berichtet, dass seine Sünden vom Papst nicht vergeben wurden, möchte er direkt wieder zur Göttin Venus zurück, die ihn großherzig bei sich aufnimmt. In der Heidenheimer Inszenierung war Wolfram in der Schlussszene so entsetzt über Tannhäusers Verhalten, dass er diesen erwürgte und schlussendlich sich selbst tötete. Währenddessen erklang aus dem Off der Pilgerchor: Tannhäuser ist bzw. wäre (dank Elisabeths Tod) erlöst worden…

Der laue Sommerabend, das einzigartige Ambiente, die überzeugenden Sängerinnen und Sänger, der hervorragende Opernchor (Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn), das tolle Orchester (Stuttgarter Philharmoniker unter der Leitung von Marcus Bosch) und die kurzweilige Inszenierung haben die Oper zu einem lohnenswerten kulturellen Erlebnis gemacht.